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Cheatday: Wen oder was betrügst du hier wirklich?

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5 gute Gründe gegen den Cheatday

DISCLAIMER: Dieser Beitrag dient Bildungs- und Unterhaltungszwecken und ist kein Ersatz für eine qualifizierte Fachberatung oder eine (Essstörungs-)Therapie. 

“Aaah, endlich Wochenende! Endlich darf ich essen, was ich will! Bevor ich am Montag wieder mein Programm anfange” 

Der Cheatday erfreut sich immer noch großer Beliebtheit. Für Alle, die nicht wissen wie das funktioniert hier die Kurzfassung: Ein Cheatday (zu Deutsch: Schummel-Tag) ist Teil eines Abnehmprogramms, welches über die Woche restriktiv ist und den Teilnehmenden am Wochenende einen “freien Tag” gönnt. Hört sich für viele Leute gut an. Es wird damit geworben, dass eins sich nur 6 Tage ‘zusammenreißen’ müsse, und dann an einem Tag carte blanche bekäme bzw. so viel schlemmen dürfe wie eins wolle, ohne dabei die eigenen Abnehmpläne sabotieren zu würden. Mittlerweile habe ich auch Pläne gesehen, die zwei oder mehr Cheatdays in der Woche haben. Das, was mit der Psyche passiert, bleibt aber immer gleich. 

Für viele Menschen, die gerne abnehmen wollen, hören sich diese Versprechen nach dem optimalen Kompromiss an. “Etwas zusammenreißen und dann am Wochenende richtig reinhauen ohne Reue”, so denken viele. Aber stimmt das tatsächlich? 

Ich bin der professionellen Überzeugung, dass der Cheatday mit das Schädlichste ist, was eins der Beziehung zum Essen antun kann. Hier liefere ich 5 Gründe warum das so ist. 

Grund 1⃣:

Der Cheatday bekräftigt eine Alles-oder-nichts-Einstellung zum Essen. Manche Lebensmittel sind entweder komplett tabu oder du isst diese Lebensmittel während des Cheatdays am Wochenende. Das macht die Cheatdays zu geplanten Heißhungerattacken. 

Wie kommst du da raus? Frage dich mal: Was würde passieren, wenn du das Cheatday Essen ohne die Extraportion schlechtes Gewissen genießen würdest, wenn dir danach ist? Was würde sich verändern? 

 

Grund 2⃣: 

Dein Gehirn 🧠 geht automatisch in den “iss-während-du-kannst Modus” über. Isabel Foxen Duke nennt es “last-supper-mentality = die letzte Abendmahl Mentalität (zu hören im Larger Living Podcast Folge 1 bzw. 1,5) Währenddessen sendet dein Körper dir keine klaren Hunger-und Sättigungssignale. Das ist das Fatale am Cheatday. Die “Krönung” daran ist: Du kannst dein Cheatday Essen nicht mal genießen, weil du dich bei jedem Bissen fertig machst und ein schlechtes Gewissen hast. So trainierst du dein Nervensystem darauf, nicht zu wissen, wann du dieses Essen je wieder genießen kannst und entwickelst ein ständiges Misstrauen/ Unruhe beim Essen. Nicht nur beim Cheatday, sondern auch an anderen Tagen. 

 

Grund 3⃣:

Weil du beschlossen hast, dir an einem Tag in der Woche zu erlauben, alles zu essen, wonach dir ist, fühlst du einen Kontrollverlust. ❗Wichtig❗ Es ist ein gefühlter Kontrollverlust, kein tatsächlicher Kontrollverlust. Dein Gehirn kennt aber den Unterschied nicht und der Stress ist der gleiche. Dieser Stress reicht aus, um den Glaubenssatz, “Ich kann mir selbst nicht vertrauen, wenn ich bestimmtes Essen um mich herum habe” zu verankern. Die Reaktion darauf ist dann meistens, dich in der kommenden Woche noch mehr anzustrengen bzw. noch mehr einzuschränken, weil du den “Ausrutscher” beim Cheatday ja wieder gut machen musst. 

 

Grund 4⃣: 

Verbotene Früchte sind immer die attraktivsten. Immer wenn du dir etwas verbietest, willst du genau davon mehr. Dein Unterbewusstsein versteht keine Verneinung. Wenn du dir selbst die ganze Zeit sagst “Iss bloß nicht die Schoki. Iss bloß nicht die Schoki”, dann hört dein Unterbewusstsein nur: “Iss bloß die Schoki”. Merkste was? Verbote funktionieren nicht. Dir die ganze Woche Schoki  zu verbieten, lässt dich nur noch an Schoki denken. Mehr als wenn du dir einfach erlauben würdest Schokolade zu essen dann wenn dir danach ist 

 

Grund 5⃣:

Wenn du dich nur darauf konzentrierst, was du essen “darfst” und “sollst”, bleibt keine Zeit mehr für das, was du essen WILLST. Du hörst nur auf Regeln von außen und vernachlässigst deine eigenen Bedürfnisse. Wir sind keine Roboter: Es gibt Tage, an denen du mehr Essen brauchst und Tage, an denen du weniger Essen brauchst. Wir essen nicht jeden Tag gleich, weil wir nicht jeden Tag haargenau dieselbe Menge oder Zusammensetzung an Nährstoffen brauchen. Essen nach Plan funktioniert eben nur manchmal und ist nicht flexibel. 



Nochmal zurück zu Punkt 1: Ein Cheatday ist im Grunde genommen nichts Anderes als ein geplanter Binge. Das mag sich für eine gewisse Zeit befreiend anfühlen. Die Erlaubnis, alles zu essen, was du dir sonst verbietest, ist befreiend, aber auf Dauer macht dich dieser Kreislauf aus Verbot und Erlaubnis nur noch fertig. Dieses Spannungsfeld innerlich auszuhalten, ist extrem anstrengend. Du vertraust am Ende weder dir selbst noch dem Essen und die Chance, dass du eine ausgewachsene Essstörung davon bekommst, steigt, je länger du das machst. 

“To cheat” bedeutet im Englischen übrigens nicht nur mogeln oder schummeln. Es heißt auch betrügen, täuschen und hintergehen. Diese doppelte Natur des Wortes zeigt sich deutlich beim Cheatday. Die Frage dahinter ist doch: Wen oder was betrügst du am Cheatday? Und warum? 

Wäre es nicht besser, einfach das zu essen, wonach dir ist und deinem Körper zu vertrauen, dir die richtigen Signale zu schicken, was, wie viel und wann er essen will? Für viele Leute ist die Vorstellung, den eigenen Körpersignalen zu vertrauen, mit Angst verbunden, weil sie einen Kontrollverlust befürchten und nicht zunehmen wollen. Das verstehe ich. Ich frage mich nur: Ist es das wirklich wert?

Der Cheatday ist ein wenig wie die Luft anhalten. Du hältst dir Mund und Nase zu und bemühst dich, deinen Atem zu kontrollieren. Wenn du wieder atmen darfst, ist dein erster Atemzug nicht entspannt oder klein. Es ist ein verzweifeltes nach Luft schnappen. So ähnlich ist der Cheatday. Der einzige Weg hier zu “gewinnen” ist erst gar nicht mitzuspielen. 

 

Wenn du Hilfe brauchst, wieder Vertrauen zu deinem Körper aufzubauen und die Angst vor der Zunahme abzuschütteln, unterstütze ich dich gern. Lerne mich und meine Arbeit kennen. Buchung genügt

Fette Grüße, 

Dot 

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